Beim ersten Kind, sofern es nicht das Letzte sein soll, feiert man die ersten Male. Ja man wartet fast. Wühlt sich durch das
Internet, sucht nach Daten, Zahlen und Erfahrungen, wann es bei Anderen so weit gewesen ist. Man schaut sich Kinderschuhe an, vergleicht Marken und Hersteller noch bevor das Kind überhaupt den
ersten Schritt gemacht hat. Ich habe mich manchmal bei Emily dabei erwischt wie ich sie förmlich mit den Augen dazu gedrängt habe, sich endlich hinzustellen, zu setzten oder das erste Mal zu
lachen. Ich wollte es unbedingt erleben. Dabei sein. Alles haarklein dokumentieren und mit Fotos, süßen Stickern und Kommentaren in ihrem Babybuch verewigen. Gezwungen habe ich sie niemals, aber
doch sehnlichst darauf gewartet. Ich wollte endlich mit ihr durch den Park laufen. Wollte ihr zeigen wie toll die Welt ist, wie viel es dort zu entdecken gibt, wenn man größer wird. Wie unfassbar
gut ein Eis schmeckt, wie es beim schaukeln im Bauch kribbelt, oder wir viel Spaß es macht sich gegenseitig zu fangen. Man wartet auf die ersten Male so sehr, dass man etwas grundlegendes dabei
vergisst.
Und dann kommen, in unserem Fall, die beiden "letzten" Kinder. Irgendwie sieht man danach alles mit anderen Augen. Die
ersten Male machen einen plötzlich nicht mehr so glücklich, weil zu jedem ersten- auch ein letztes Mal gehört. Auf jeden ersten Schritt, folgt ein letztes Mal tragen. Zu jeder ersten oder
weiteren Breimahlzeit, gehört ein letztes Mal die Flasche geben (und/oder stillen). Diese innige Nähe, das verträumte spielen mit den kleinen Fingerchen, die Wärme des kleinen Windelpo´s auf dem
Schoß. Diese unfassbare ruhigen Momente. In der die Welt sich ein wenig langsamer zu drehen scheint.
Es fühlt sich an, als würden sie mich mit jeder neu erlernten Fähigkeit, jeder neuen Größe, ja irgendwie schon fast jedem neuen Tag ein bisschen weniger zu brauchen. Und damit verschieben sich die Prioritäten grundlegend. Du suchst nach den Einträgen zu den letzten Malen deines ersten Kindes. Du wühlst durch alte Fotoalben, das Babybuch und deinen Erinnerungen. Aber du kannst sie nicht finden, nicht abrufen. Sie sind untergegangen. Einfach so. Obwohl sie so wichtig sind.
Und so versuchst du sie bei deinem letzten Kind zu halten, dabei alles zu entschleunigen, es ein wenig länger herauszuschieben, damit du es noch einen kleinen Augenblick länger genießen kannst. Damit du es noch einmal spüren kannst. Und vor allen Dingen, damit du es niemals vergessen wirst. Und jeden Tag wird dir wieder schmerzhaft bewusst, dass du die Zeit nicht anhalten kannst. Sie werden wachsen. Ob du nun willst oder nicht, werden sie es irgendwann einfordern ihre neuen Fähigkeiten anwenden zu dürfen. Diese Zeit war für mich sehr schwer. Zu akzeptieren, dass es diese Dinge, diese Momente danach nicht mehr geben soll, konnte und wollte ich damals nicht akzeptieren. Es war mir nicht begreiflich, wie etwas so wundervolles einfach enden soll. Ohne das ich einen Einfluss darauf hätte.
Und als Lea dann plötzlich anfing zu laufen, und ich ihr mit Emily spielend durch unser Wohnzimmer hinterherjagte, machte alles irgendwie eben doch einen Sinn. Ich versuche heute jeden Tag aufzusaugen, so viel Zeit wie möglich mit ihnen zu verbringen, um Erinnerungen zu schaffen. An die ersten und letzten Male. Ich will unsere Zeit mit so viel Liebe und Spaß wie möglich füllen, damit die Erinnerungen immer bleiben. Denn zu jedem letzten Mal gehört auch ein erstes Mal, welches es immer Wert ist gefeiert zu werden. Neue Erinnerungen und Rituale daraus entstehen zu lassen. Wir müssen das Leben eben nur aus einem anderen Winkel betrachten. Das kleine Stechen in meinem Herzen wird wohl noch lange bleiben, aber mit der Erkenntnis, wie viele wundervolle Dinge noch so auf uns warten, lässt es sich doch ganz gut aushalten. Und wer weiß vielleicht, ganz vielleicht hält das Leben so in 5-10 Jahren doch noch eine kleine Überraschung für uns bereit :)
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Irina (Dienstag, 11 Juli 2017 14:18)
Da hatte ich doch glatt pippi in den Augen beim lesen �❤️️
ogłoszenia erotyczne (Dienstag, 05 September 2017 15:23)
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