21,22,23 - die Sache mit der Geduld

Eigentlich, ja eigentlich habe ich mich immer als sehr geduldig eingeschätzt. Also außer wenn ich Auto gefahren bin oder auf mein Essen warten musste oder auf die neue Lieferung von online Shop. Naja oder halt bei so 2 bis 3 anderen Kleinigkeiten. Aber hey nobodys perfect. Alleine in meinem Beruf muss man manchmal eine Menge Geduld mitbringen. In der Altenpflege mit demenzkranken Menschen ist Geduld das A und O. Man steht extrem unter Zeitdruck, arbeitet aber gleichzeitig mit Menschen, die (und das ist in keinem Fall Böse gemeint) weniger "Verstand" mitbringen als ein Kleinkind. Ob es jetzt darum geht ihnen zum 15 Mal zu erklären, dass man sich nicht das Gebiss des Nachbarn ausleiht oder ob es darum geht ihnen ein wenig Selbstständigkeit zu erhalten und gemeinsam 30 Minuten den Pullover anzuziehen. Man braucht manchmal viel Geduld, aber es lohnt sich, wenn man die Leute dadurch dazu bringt, ein bisschen länger eigenständig zu bleiben. Also alleine durch meinen Job hätte ich niemals gedacht, dass das einer meiner größten Schwachpunkte sein würde.

 

Und ehrlich gesagt war ich bei Kind 1 damit auch noch sehr entspannt. Natürlich gab es auch hier manchmal Situationen in denen ich hätte explodieren können, aber ich hatte alles gut im Griff. Und mit dem Optimismus (zumindest in Sachen Geduld) ging ich dann auch an die Zwillinge heran. Mein Motto war immer, man muss Kinder nicht erziehen. Das Wort "erziehen" impliziert für mich, dass sie eigentlich schlechte Menschen sind, die man ändern müsse. Damit mich keiner falsch versteht, natürlich gab es bei uns Regeln und die gibt es heute noch, aber Emily und ich haben meist zusammen Lösungen für die "Probleme" gefunden. Mit viel Geduld meinerseits. Ich habe Emily viel selber probieren lassen. Wollte sie nicht in den Kinderwagen musste sie es nicht. Ich hatte ja Zeit, also why not ? Nur weil ich keine Lust hatte hinter dem Kind herzulaufen ? Oder weil ich jetzt schnell noch eine Maschine Wäsche anstellen wollte ? Das waren für mich keine Gründe. Damals zumindest nicht. Aber mit den Zwillingen sah die Welt dann schon wieder ganz anders aus. Denn Wutanfälle von einem Kind sind in der Regel schon anstrengend genug.

 

Das ganze aber Mal 3 jeden Tag mitzumachen, in der gleichen Zeit, mit den gleichen nebensächlichen Aufgaben, liegt nicht mehr im Bereich des Möglichen. Außer du bist ein Meditationsgenie mit unendlich viel Zeit, die keinerlei anderen Aufgaben neben den Kindern hat. Dann vielleicht. Zumindest morgens bin ich eigentlich noch relativ entspannt, Kaffee sei Dank. Der erste Wutanfall kommt auch spätestens 10 Minuten nach dem aufstehen, denn mindestens 1 Kind will nicht in den Hochstuhl. Wäre an sich erst einmal kein Problem. Ja, wenn das Wörtchen "wenn" nicht wäre. Denn "wenn" ich Kind 1 nicht in den Hochstuhl, sondern zu mir auf den Schoss setzte, dann wollen die anderen beiden auch. Ich habe aber nur 2 Beine und würde vielleicht auch gerne einen Kaffee trinken. Und muss das Frühstück fertig machen und just in diesem Moment auch vielleicht mal aufs Klo. Ja selbst als Mutter musst du mal auf die Toilette. Mir bleibt also keine andere Wahl als alle in ihren Hochstuhl zu setzen. Dann geht es aber weiter mit dem falschen Brot, dem falschen Aufstrich, oder einfach der falschen Schmierrichtung. Ob mit oder ohne Butter, geschnitten oder zusammengeklappt, kann bei uns die Laune eines ganzen Tages ausmachen. Denn auch wenn die 3 sich manchmal nicht riechen können, wird in solchen Momenten sehr gerne zusammen protestiert.

 

Natürlich gibt es auch andere Tage, die sind momentan aber eher selten. So geht es also den halben Tag so weiter. Wir hangeln uns von einem Wutausbruch zum nächsten bis zum Geschwisterstreit und wieder zurück. Bis zum Mittag sind meine Reserven, die ich in der 4 Stunden Nacht auffüllen konnte, leer. Der Geduldsfaden wird kürzer. Denn natürlich habe auch ich noch Pflichten und Termine neben oder/und wegen der Kinder. Auch ich muss Wäsche waschen, Staubsaugen und einkaufen. Klingt erst einmal lapidar. Wenn man es aber 1 Woche nicht macht, hat man ein Problem. Gegen Mittag ist der Geduldsfaden meistens gerissen und ich versuche verzweifelt die beiden enden irgendwie zusammen zu halten, meistens in Form von Schokolade oder Eis oder auch gerne Mal Sprühsahne. Das geht aber nur ganz heimlich, mit der Operation: "Möchte jemand auch ein Stück Kohlrabi ? Dann kommt mit" Sind wir ganz ehrlich die Sache mit dem Weltfrieden würde ich mit genügend Schoki wohl auch in den Griff bekommen.

 

Danach versuche ich jeden Tag auf die gefühlt 7 Millionen Fragen geduldig zu antworten. Ich erkläre, warum der Himmel blau ist, warum Pferde 4 Beine haben und wieso zur Hölle ein Schützenfest gefeiert wird und ich habe wirklich keine Ahnung. Trotz Google. In 10 Minuten Gehweg habe ich damit mindestens 6 unterschiedliche Fächer aus der 7-10 Klasse kindgerecht formuliert erklärt. Und außerdem kein Datenvolumen mehr. Ich versuche Tag für Tag zu erkennen, warum sie jetzt wütend sind, ihnen Zeit zu geben sich selber zu regulieren oder ihren Streit selber zu klären. Ich stehe zig Wutanfälle Tag für Tag mit ihnen durch, versuche zu intervenieren bevor es los geht und sie behutsam auf den richtigen Weg zu führen. Aber verdammte Scheiße nochmal, ich bin eben auch nur ein Mensch. Der auch manchmal wütend ist. Der in 10 Minuten einen Arzttermin hat und keine Zeit darauf zu warten, dass sich das Kind jetzt nun endlich zwischen dem rosa- und lilafarben Eiskönigin Shirt entscheidet. Der auch gerne um 21 Uhr auf der Couch liegen würde, aber die Wäsche noch machen muss. Der keine Ahnung hat welcher Becher denn am Dienstag dran oder warum ein Hund ein Hund ist. Mein Geduldsfaden reißt ständig jeden Tag aufs neue. Er wird meistens nur noch mit einem Kilo Zucker und 20 Kaffee zusammengehalten bis alle im Bett sind.

 

Explodieren im Sinne von lauter werden passiert mir. Wahrscheinlich macht mich das zu einer Arschlochmutter. Sehr wahrscheinlich macht mich das aber nur zu einer ganz normalen Mutter, die jeden Tag versucht ihren Kindern irgendwie gerecht zu werden. Die sie über alles liebt und jeden Tag hofft das sie glücklich sind. Sie sind wohl die größte und schwierigste Aufgabe die ich jemals zu meistern hatte. Aber auch die beste und wichtigste. Ganz vielleicht bin ich aber auch nur eine der wenigen Mütter die offen darüber spricht, weil es einfach menschlich ist nach dem 5 falsch geschmierten Brot den Verstand zu verlieren.

 

Falls ihr das Mal lest. Ich liebe euch und ich hoffe der kleine Arschlochfaden alias Geduld wird mit Zeit länger werden. Denn ihr seid Kinder und ihr habt es verdient jeden Tag 7 Millionen Fragen zu stellen und laufen zu wollen und euch den 27 Stein auf 5 Metern anzuschauen. Und es tut mir leid, wenn ich mal keinen Bock habe das 17 mal zu spät zu kommen und euch deswegen in den Wagen setze oder den falschen Schlüppi anziehe. Manchmal habe ich einfach auch keine Geduld mehr. Genauso wie ihr. Wenn ich wieder zu blöd bin zu erkennen was ihr wirklich wollt. Oder zu müde. Oder zu erschöpft. Vielleicht bekommen wir das irgendwann zusammen hin. Und ich hoffe euer Geduldsfaden wird mal ganz lang werden, wenn ihr einmal Kinder habt. 

Kommentar schreiben

Kommentare: 7
  • #1

    Frieda (Sonntag, 23 Juli 2017 23:14)

    Und wieder einmal sprichst du mir aus tiefstem Herzen. Du hast ein großartiges Talent diese ganze Gefühlsduselei in Worte zu verpacken. Du bist grandios! Und witzig! Und am liebsten würde ich mit dir mal einen High five machen ;) liebste grüße! ❤

  • #2

    obejrzyj anons (Dienstag, 05 September 2017 12:33)

    niezohydzenie

  • #3

    oferty dziewczyn (Freitag, 08 September 2017 13:55)

    petrynał

  • #4

    strona z anonsami kobiet (Samstag, 09 September 2017 14:50)

    przeholunek

  • #5

    strona z gej ofertami (Mittwoch, 13 September 2017 14:33)

    niedochromanie

  • #6

    wróżka tarot (Donnerstag, 14 September 2017 13:33)

    czerwonoziem

  • #7

    czytaj dalej (Donnerstag, 14 September 2017 18:07)

    Pomyskiem